Geschichte

Unsere Vereinsgeschichte


Die Vereinsgeschichte wurde zur Verfügung gestellt von Bernd Gnauck. Vielen Dank dafür!

Zum Hintergrund


Zur Linderung der Armut wurden um 1798 in Kappeln an der Schlei (gehörte damals zu Dänemark) erstmals „Armengärten“  angelegt. 1826 existierten solche Anlagen in 19 deutschen Städten. 1830 wurde in Kiel eine solche Anlage auf städtischen Besitz gegründet und die heute noch übliche Größe auf 400 m² festgelegt und zu einer geringen Pacht an Bedürftige vergeben.

Eine andere Entwicklungslinie waren die „Schrebergärten“.
In Leipzig gründete 1864 der Schulleiter Ernst Innozene Hauschild einen Verein zur Schaffung eines Platzes für Kinder. Er sollte dem Spiel und der Erziehung der Kinder in der Natur dienen. Der Platz wurde 1865 eingeweiht und nach den Namen seines Schwiegervaters Dr. med. Moritz Schreber (1806 – 1861) genannt.
Der Lehrer Heinrich Karl Gesell gestaltete mit Kindern auf dem Platz kleine Gärtchen. Die Kinder verloren aber bald das Interesse an ihrem Garten. Die Eltern übernahmen die Arbeit. Die Anlage wurde parzelliert und steht heute unter Denkmalschutz.

Schrebergärten gab es in Lohmen, weil in dieser Form nicht nötig, früher nicht. Armengärten sind möglich. Die meisten Familien hatten einen Hausgarten. Die organisierte Form des Kleingartenwesens entwickelte sie um 1910 im städtischen Bereich der Amthauptmannschaft Pirna.

Im ersten Weltkrieg entstand durch Nahrungsmittel-Mangel der Bedarf an Gartenfläche für Mieter. Die ersten Flächen, auf denen kleine Gärten angelegt werden konnten, waren, soweit bekannt, in Lohmen Mitte zwischen Basteistraße und Gasse.
Hier stand am unteren Ende das Spritzenhaus, danach Gärten. Anschließend eine öffentliche Fläche (bis etwa 1910 mit Teich), die als Marktplatz diente, heute ist hier die Haltestelle Mitte, danach wieder Gärten. Immer durch schmale Wege zum Wasser holen von der Basteistraße zum Dorfbach unterbrochen. Dieses Gelände wurde um 1955 umgestaltet und ist im wesentlichen Teilen jetzt noch so.

Eine weitere Fläche Gemeindeland, die für kleine Gärten genutzt werden konnte, lag am Südrand eines verlandeten ehemaligen Teiches des Kammergutes, heute „Am Viehbicht“. Hier entstanden auf einer Fläche von etwa 3000 m² 20 Gärten und wahrscheinlich auch die erste Gartenlaube (ca. 2×2 m), die nicht wie ein Schuppen aussah, aber so genutzt wurde. Die Gärten werden alle noch genutzt, ohne dass es einen Verein gibt und sind damit die ältesten noch bestehenden Gärten, im Sinne von Kleingärten, in Lohmen.

Im Oberdorf verpachtete die Gemeinde kleine Parzellen östlich des Schlangenweges. Das Gelände wurde in den 30er Jahren mit Siedlungshäusern bebaut. Oberhalb des Försterteiches, nördlich der Hohburkersdorfer Straße, verpachtete die Gemeinde ebenfalls größere Parzellen, die aber eher als kleines Feld genutzt wurden. Heute sind das mit die größten Gärten im Kleingartenverein Oberlohmen.

Nach dem zweiten Weltkrieg stieg, aus der Not geboren, der Bedarf an Gärten enorm. Land vom Kammergut auf der Scheibe, im Obstgarten und an der Schäferei (Basteistraße u. Kastanienallee) wurde durch die Demokratische Bodenreform zur Verfügung gestellt. Dazu kam noch Land vom Staats-Forst, in Oberlohmen an der Hohburkersdorfer Straße und in Mühlsdorf am Süd- und Ostrand des Liebethaler Wäldchen.
Die ehemalige Baumschule zwischen Mühlsdorf und Liebethal, das Land vom ehemaligen Besitzer der Steinsäge, Franz Schilgen, am Kirchsteig und Pachtland von den Erben des Bauern Bär an der Stolpener Straße und Mühlweg / Bahndamm.

1949 wurde der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) als Dachorganisation eines Massen-Verbandes in der DDR gegründet. Im Verband war Fachkompetenz durch Wissenschaftler, Regelung von Verwaltungsaufgaben, Abbau bürokratischer Hürden und Schaffung einer Rechtssicherheit, durch Juristen und Politiker vertreten.
Die örtlichen Vereine der Kleingärtner hatten die Aufgabe das Land und knappe Düngemittel und Kleintierfutter gerecht zu verteilen, die ordentliche Nutzung der zur landwirtschaftlichen Nutzfläche gehörenden Gärten zu überwachen und überschüssige Erzeugnisse aus den Gärten dem Handel anzubieten.

Sinngemäß galt das auch für die anderen Sparten des Verbandes, wie Imker, Kaninchenzüchter, Ziegenzüchter, Geflügelzüchter, Exotenzüchter, usw.. Die Kleintierhalter, die schon viele Jahre ihren Verein hatten, arbeiteten jetzt als Fachsparte im VKSK. Einen organisierten Gartenverein gab es bis 1963 in Lohmen nicht.

Die Lohmener Kleingärtner hatten, bei unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen und Interesse, ihre Gärten überall wo es im Ort möglich war. Wie die Zugehörigkeit der interessierten Kleingärtner zum Dachverband und damit zu den knappen Düngemitteln organisiert war, ist nicht eindeutig, die meisten wohl über ihre Mitgliedschaft bei den Kleintierhaltern. Eine Zusammenarbeit des VKSK mit der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) und der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) war möglich und gewollt.

Nach der Auflösung des VKSK wurde 1990 der Territorialverband „Sächsische Schweiz“ der Gartenfreunde e.V. als Dachverband für über 6.600 Mitglieder in 152 organisierten Vereinen gegründet.

Kleingartenverein „Zur Erholung“ Lohmen e.V.


Mit Gründung der AWG 1957 und dem Bau von 90 Wohnungen in großen Wohnhäusern, stieg der Bedarf an Gärten Anfang der 60er Jahre wieder an. Ein Teil der Mieter fand einen vorhandenen Garten. Für den großen Teil der Interessenten musste etwas geschaffen werden. Was dank des VKSK, dem Einfluss und Bedarf des Kreis-Pflanzenschutzagronom Waldemar Heidecke und der Bemühungen des 1. Vorsitzenden Hans Haake geschah.

Am Sonnabend dem 17. August 1963 wurde die Kleingartensparte „Zur Erholung“ gegründet. Es war die erste Kleingartensparte des VKSK Kreisverbandes Sebnitz in Lohmen. 

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
1963, Blick aus der Ringstraße 2 (Foto: Alexander Turecky) auf das zukünftige Gelände der Anlage westlich vom Bahndamm. Das Gebäude rechts ist der 1. Erweiterungsbau der Schule von 1960.

Im Frühjahr 1964 konnte 0,79 ha Land des LPG Bauern Max Pflicke am Mühlweg gegen Gemeindeland getauscht werden und 20 Gärten in einer Größe von 200 bis 400 m² als erste Daueranlage in Lohmen mit Recht auf den Bau einer max. 15 m² großen Gartenlaube angelegt werden. Dazu kam noch Pachtland von den Erben des Bauern Bär am Bahndamm, was schon einige Jahre als Garten genutzt wurde. 1965 stehen die ersten Lauben.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Blick aus der Ringstraße 2 (Foto: Alexander Turecky). Der Blick ist so nicht mehr möglich, denn 1972/73 wurde auf der Wiese im Vordergrund der 2. Erweiterungsbau der Mittelschule Lohmen, heute Grundschule, errichtet.

Erste gemeinsame Arbeit war das Einfrieden des neuen Landes mit gebrauchten Zaunmaterial einer Obstplantage in Elbersdorf. Der Zaun war wegen Verbiss an den Jungen Obstbäumen durch Feldhasen dringend nötig.
Nach Anschlussgenehmigung im Juni 1964 wurde eine Wasserleitung mit vier Zapfstellen von Wasserbehälter des Kammergutes verlegt.
Die Anlieger des Mittelweges hohlen an vielen Tagen mit einen Handwagen zur Befestigung des Weges Bitumenabfall von der damaligen Mischanlage der Straßenmeisterei an der Stolpener Straße.

9 bis max. 15 m² große Lauben dürfen nur mit Satteldach und ohne jeglichen Anbau oder Terrasse gebaut werden. Am Mühlweg, gegenüber vom Mittelweg, wird ein Geräte-/Düngerschuppen gebaut und bis 1980 genutzt.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Eingangsschild von 1967: Kleingartensparte Lohmen „ZUR ERHOLUNG“.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
2005 steht auf dem erneuerten Schild: Kleingartenverein „ZUR ERHOLUNG“ Lohmen e.V.

1970 wird ein 3000 m² großer Schulgarten an der Nordseite der Kleingartenanlage mit Beerengarten und Frühbeeten angelegt und
1974 ein Gartenhaus für Geräte und Unterricht gebaut.
1975 werden von dem zu großen Schularten 1000 m² verwilderter Beerengarten an den Gartenverein abgegeben.
1978 werden wegen veränderter Unterrichtspläne weitere 1000 m² an den Gartenverein abgegeben.
1990 wird der Schulgartenunterricht abgeschafft und der Garten mit Gartenhaus an den Gartenverein übergeben.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Das Schulgartenhaus wurde 1974 mitten in den Garten gebaut.

Die Mitglieder, vor allen die mit Kindern, spenden jährlich einen Teil ihrer Ernte dem Kindergarten.

Jährlich wird im Winterhalbjahr ein Spartenvergnügen organisiert. Etwa ein drittel der Mitglieder nimmt teil. Zu einigen Vergnügen werden auch Gäste geladen. Ein Vergnügen Ende September, mit der damals begehrten Kappelle „Oberland“, begann Sonntag Nachmittag 15:00 Uhr und war bis 20:00 Uhr vorgesehen. Es musste auf Wunsch der Mitglieder und Gäste bis 24:00 Uhr verlängert werden.
Aus einem anderen solchen Vergnügen in der Faschingszeit 1978, an dem Rüdiger Rosner als Gast teilnahm, ging durch Rosner angeschoben 1979 der heutige Faschingsklub Lohmen hervor.

Bei Tiefbauarbeiten 1973 für die Ernst-Thälmann-Straße, heute Schlossstraße, wurde am Rand des ehemaligen Englischen Gartens des Kammergutes ein 1,2 m im Durchmesser großer Mühlstein freigelegt und geborgen. Mitglieder des Gartenvereines „Zur Erholung“ stellten den Stein am Bahndammweg der Gartenanlage als Sitzplatz auf.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Ursprünglicher Platz der Sitzecke mit dem Mühlstein am Bahndammweg.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Eine Gruppe interessierter Mitglieder stellten den Tisch 1985 an seinen jetzigen Platz um und schufen eine ca. 6 x 6m große Fläche mit festen und beweglichen Bänken, Feuerschale, Signalglocke als Ruf zum Biertrinken, Lampe und einem Hinweisschild über die Benutzerordnung.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Zustand des neuen Standortes 1982.

1975 sind 170 neue Wohnungen an der Ernst-Thälmann-Straße (heute Schloßstraße) bezugsfertig. Der Bedarf an Kleingärten steigt entsprechend. In mehreren Schritten wurde die Gartenanlage auf rund 2,5 ha auf 88 Gärten erweitert. Zunächst vom Schulgarten, um 1979/80 Land von der LPG gegen Zahlung des Gewinnes von 0,05 DDR-Mark je m². Damit musste die Pacht von 0,03 auf 0,05 DDR-Mark je m² im Jahr einheitlich erhöht werden.

Die Kleingartenanlage ist der letzte offizielle Nutzer des Kammergutwassers. Der 20 m³ Sammelbehälter auf dem Gartengelände mit den Quellen am Fuchshügel mit einer Schüttung von ca. 25 m³ am Tag wird der Sparte zur Nutzung und Pflege übergeben. Damit besteht die Möglichkeit in jeden Garten eine (fast drucklose) Zapfstelle zu installieren.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Wassersammelbehälter

Stromanschluss für jede Laube wird um 1979 nur für Licht genehmigt. Von einem an der Nordseite der Anlage für das Bahnwärterhaus stehenden Mast ausgehend wird installiert. Da es sich hier um ein Netzende handelt, herrscht immer Unterspannung. 1997/98 wird der neue Sportplatz nördlich der Gartenanlage fertiggestellt. Damit entfällt auch die Freileitung. An der Stelle des Mastes steht seit dem der Anschlusskasten mit Hauptzähler.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Stromanschlusskasten an der Nordseite
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Zustand der Erweiterungsfläche um 1980-82, Bild 1
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Zustand der Erweiterungsfläche um 1980-82, Bild 2
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Zustand der Erweiterungsfläche um 1980-82, Bild 3
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Zustand der Erweiterungsfläche um 1980-82, Bild 4
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Rechts das Pachtland von Bärs Erben, im Vordergrund der Steinerne Tisch.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Die Erweiterungsfläche, 1982.

Im Juli/August 2010 spülten drei Starkregen den Mittelweg mit den bröcklig gewordene Bitumenbelag aus den 60er Jahren aus. Der Weg wurde nach einer provisorischen Reparatur mit Unterstützung der Gemeinde von den Anliegern mit Gitterplatten befestigt.

KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Der Mittelweg mit Gitterplatten 2013.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Oberer Mittelweg, 2013.
KGV "Zur Erholung" Lohmen e.V.
Der Feier- und Feuerplatz erhält zur Straße hin einen Wind- und Sichtschutz.